:TEXTE:

:DER KÖNIG:

Ein Märchen.

Es war einmal eine Woche, die hatte sieben Tage.

und an deren neuntem Tag, da sprach der König. Nun trug es sich aber zu, dass des Königs Tochter ward von solch minniglicher Güte, dass alle vor Blässe erneideten. Doch plötzend und alldort kam ein purpurschwarzes Ross auf einem güld´nen Schwan herangeritten: “Spieglein Spieglein in der Hand, wer knuspert an meinem Häuschen?”, geißelte der erboste Wolf.

Hänsel und Brezel”, scherzte der König einen Keks und lauschend pfiff ein Vögelein, so zauberhell und wundermild wie einst der volle Mond in der Walspurgisnacht. Da ahmte der König die verwunschene, verschwundene Singdrossel nach: “Ääh, ääh”, so ergreifend und königlich und der König war der weiseste von allen – und keiner wusste warum.

Nichtsdestovontrotzen rapunzelte die holdselige Sterntalerin das verzopfte Dornenputtel um den Hals, und ein Röcheln ward übers Land gemeuchelt.
Und wer die raubenden Riesen im Walde erschlüge, der solle des Königs Tochtermann werden und ein halbes Königreich noch dazu.

Zeichnung : Der König

"Der König" (30x21, Buntstift auf Papier) © Dietmar Burdinski

Nun begab sich´s aber dergestalt, dass Schneewittchen Frau Holle besiegte, mit heimischer Tücke und himmelhoch Schnee. Und die höllische Frau, das verschneite Wittchen und die versiebten Zwerge lebten glücklich und zufriedenbis ans Ende des Tages. Da ahmte der König den verglückten Raben unterm Haselnussbaum nach: “Äh, äh”. Doch hie und da empfand der König ein Empfinden für die tugendselige Rotkappe, und die Kunde ging durchs höfliche Gesinde, dass der König Rotkappe beschenke wolle, wenn sie ihm zu Willen sei, mit gold´nem Zahn und Silberblick und prächtigem Geschmeide.

Da ward Rotkappe geschmeidig.
Und es war Märzen, und als das Jahr vorbei, dezemberte Rotkappe ein gebürtiges Mägdelein, welches Rotkäppchen.

Und im umbuschten Werder, dort wo Goldmarie den Hans beglückt, lag darob der schmucke Jägersmann, noch ermattet von der kühnen Jagd nach des grausiglichen Einhorns einem Horn. Zwei Feeen sahen dies, von denen eine blondgelockt und beide dumm. Und als der Feeen leibliche Mutter verblühte, da kam ein beleibtes Stiefmütterchen.

Rotkäppchen aber wuchs heran zu einer stolzen Sengerin und sengte und brandschatzte das Feuer und mordete das Blut in den Schnee und war höflich von Sitten und fromm. Und wer da komme zuerst des Königs Nusszweiglein zu schauen, der solle reich und einen Korb sein Eigen nennen, voll köstlicher und gar östlicher Östlichkeiten.
“Strawstwui korol. Kak tui poschewaèsch? Ja ljublju tebja. Ja snaju mir, druschba, omlett”, schallte es durch die himmlische Luft und ein Rebhuhn flatterte herbei. Das nahm sich der König zum Weibe.

Und beide flogen flitterten davon: “Ääh..Ääh....”

[© Dietmar Burdinski]

:ALLE TEXTE: